04. November 2022

Mit JenErgieReal demonstrieren Forschende in der Praxis, wie Städte nachhaltig mit Strom und Wärme versorgt werden können. Hierzu betrachten sie Energieerzeuger, -speicher und -verbraucher in Jena übergreifend und verknüpfen sie über ein virtuelles Kraftwerk. Mit der feierlichen Bescheidübergabe ist nun der Startschuss für das Reallabor der Energiewende gefallen.

Die beteiligten Wissenschaftsteams wollen mit JenErgieReal zeigen, wie die Sektorenkopplung durch ein virtuelles Kraftwerk für eine erfolgreiche Energiewende in Städten genutzt werden kann. Um Photovoltaik- und Solarthermieanlagen sowie elektrische Großspeichersysteme in Jena intelligent miteinander zu verknüpfen, entwickeln sie neuartige virtuelle Kraftwerksstrukturen. Alle Verbräuche der Haupttreiber des Energieverbrauchs – Verkehr, Industrie, Gewerbe und Wohnen – werden in eine übergreifende Plattform integriert. Das entstehende virtuelle Kraftwerk bietet neben einer hohen Leistungsfähigkeit insbesondere den Vorteil, die Lasten im Netz hochflexibel und in Echtzeit steuern zu können.

Die gewählten Standorte der Energieerzeuger und –speicher bilden verschiedene Sektoren des Energiesystems der thüringischen Großstadt ab. Eine besondere Rolle nimmt dabei die Elektromobilität ein. So werden Quartiersspeicher oder netzdienliche Energiespeicher mit Ladesäulen für Elektrofahrzeuge oder Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen kombiniert. Die Fahrzeuge wiederum dienen als mobile, kurzzeitige Energiespeicher und ein Gewerbespeicher wird zum Schnelladen der Fahrzeuge genutzt.

Gesellschaftliche und soziale Aspekte werden mitbetrachtet

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interessieren sich darüber hinaus bei JenErgieReal auch für nicht-technische Fragestellungen. So werden neben den energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch gesellschaftliche und soziale Aspekte betrachtet, die für die Entwicklung von Städten und Quartieren relevant sein können. Ziel dabei: den Menschen stärker in den Mittelpunkt einer zukunftsgerechten, integrierten Stadtentwicklung zu rücken. Durch den ganzheitlichen Ansatz kann das Reallabor in Jena, einer Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern, auch als Vorbild für andere Großstädte dienen.

JenErgieReal ist eines der Gewinner-Projekte des Ideenwettbewerbes Reallabore der Energiewende des damaligen Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. In den Reallaboren werden zukunftsweisende Projekte im industriellen Maßstab umgesetzt. Im 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung sollen sie als Förderformat den Praxis-Transfer von innovativen Technologien und Verfahren für die Energiewende unterstützen und den Umbau des deutschen Energiesystems beschleunigen. (lh)