03. Mai 2022

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat mit Partnern in Portugal eine der weltweit ersten mit Flüssigsalz betriebenen Parabolrinnenanlagen eingeweiht. Gefördert wird diese unter anderem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im HPS2-Forschungsprojekt.

„Die Évora Molten Salt Platform (EMSP) ist ein wichtiger Schritt, um die Solarthermie als Technologie für die weltweite Energiewende voranzubringen. Die Testanlage ermöglicht es uns, den Einsatz von Flüssigsalz im Kraftwerksmaßstab auf seine Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit zu testen. Beides sind zwingende Kriterien, um schnell aus dem Labormaßstab in die industrielle Anwendung zu kommen und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern“, sagte Prof. Karsten Lemmer, Mitglied des DLR-Vorstands, bei der Einweihung am 28. April 2022 im portugiesischen Évora.

Auf dem Solartestfeld stehen Parabolrinnen-Kollektoren — speziell gebogene Spiegel, die in zwei Reihen hintereinanderstehen — mit einer Gesamtlänge von fast 700 Metern und fokussieren die Sonnenstrahlen auf eine Rohrleitung in der Mitte der Rinnen. In dieser befindet sich das flüssige Salz. Es nimmt die Wärme aus der gebündelten Sonnenstrahlung auf und transportiert sie weiter. Mit der Wärme wird Wasserdampf erzeugt, der über eine Turbine einen Generator antreibt und so Strom produziert. Die Anlage hat eine Gesamtleistung von 3,5 Megawatt. Insgesamt zirkulieren dort rund 88 Tonnen Salz.

Kurzes Erklärvideo, wie die Testanlage funktioniert.

Flüssiges Salz als Alternative zu Thermoöl für günstigeren Strom

Flüssiges Salz gilt als attraktive Alternative zum bisher gebräuchlichen Wärmeträger-Medium Thermoöl. Der Vorteil: Das Salz kann bis zu einer Temperatur von 565 Grad Celsius (Thermoöl 400 Grad Celsius) eingesetzt werden. Somit sind höhere Wirkungsgrade und damit niedrigere Strompreise möglich. Der Nachteil: Das Salz muss konstant auf hohen Temperaturen von bis zu 250 Grad Celsius flüssig gehalten werden. Je nach Sorte erstarrt es darunter wieder, was Komponenten beschädigen und die Anlage stilllegen kann. Die Forschenden aller drei HPS2-Projektpartner – DLR und die beiden Unternehmen TSK Flagsol Engineering und eltherm production – haben deshalb alle Komponenten und das gesamte System speziell darauf ausgelegt. Eine elektrische Heizung sorgt zudem dafür, dass beim erstmaligen Befüllen und während des Betriebs der Anlage das Salz nicht erstarrt.

Deutsches Anlagen- und Komponenten-Know-how ist weltweit gefragt

Solarthermische Anlagen produzieren in besonders sonnenreichen Regionen wie Spanien, den USA oder Chile Strom. In Deutschland hingegen sind sie aufgrund der zu geringen Sonnenstrahlung nicht rentabel. Deutsches Anlagen- und Komponenten-Know-how ist allerdings weltweit gefragt. Damit die deutsche Industrie auf dem globalen Markt weiterhin mit technologieführend  bleibt, hat das Bundeswirtschaftsministerium über mehrere Jahre den Bau der Anlage sowie unterstützende Projekte mit insgesamt über 10 Millionen Euro gefördert. (it)