03. Februar 2022

Im Forschungsvorhaben CemSol entwickelt und demonstriert ein Wissenschaftsteam eine solar beheizte Kalzinierungsanlage, um Zement herzustellen. Während dieses Prozesses entsteht Kohlendioxid, das zunächst abgetrennt und danach in einem Kalkkreislauf gebunden werden soll.

Bei der Produktion von Zement wird aus Kalkstein (Calziumcarbonat CaCO3) Kohlendioxid (CO2) herausgelöst, um Kalk (Calziumoxid CaO) herzustellen. Kalk ist eines der Basismaterialien, aus denen Zement produziert wird. Der Vorgang findet in einem Reaktor, dem Kalzinator statt. Das herausgelöste CO2 entweicht in den meisten derzeit in Betrieb befindlichen Zementwerken in die Atmosphäre. Der gesamte Prozess der Zementproduktion benötigt sehr hohe Temperaturen - über 1.000 Grad Celsius - und gehört zu den sehr energie- und emissionsintensiven Verfahren. In der Regel wird die erforderliche Prozesswärme durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe gewonnen, wobei ebenfalls CO2 entsteht.

Hier setzt das Projekt CemSol an, kurz für „Solare Produktion von Zement mit integrierter CO2 -Abscheidung“. Das Wissenschaftsteam entwickelt ein Verfahren, bei dem der Drehrohrofen ausschließlich solar befeuert wird. Die durch Sonnenenergie erzeugte Hitze von über 1.000 Grad Celsius wird in einem solarthermischen Kraftwerk produziert. So wird ein Teil der CO2-Emissionen, welche beim Verbrennen von fossilen Brennstoffen entsteht, reduziert. Das aus dem Kalkstein freigesetzte CO2 kann weiterverwendet oder gespeichert werden, beispielsweise als Rohstoff in der chemischen Industrie. Ziel ist es, die technische und ökonomische Machbarkeit im industriellen Maßstab zu untersuchen.

Kalkkreislauf speichert CO2 Emissionen

Konkret planen die Forscherinnen und Forscher einen sogenannten Kalkkreislauf. Dabei wird in einem ersten endothermen (energieverbrauchenden) Prozess Zementrohmehl, das hauptsächlich aus Kalkstein besteht, im solar betriebenen Drehrohrofen kalziniert. Anschließend durchläuft ein Teil des entstandenen Kalks eine exotherme (wärmeabgebend) Rückreaktion. Bei dieser wird CO2 aus dem Abgas des Zementwerks wieder in Kalkstein gebunden und der Kreislauf geschlossen.

schematische Darstellung eines Kalkkreislauf
© DLR, CC BY-NC-ND 3.0

Der Kalkkreislauf: Das entstehende Kohlendioxid, das zunächst abgetrennt wird, soll in einen Kreislauf gebunden werden.

 

Demoanlage des Kalzinators entwickeln und testen

Ein wichtiger Meilenstein des Projekts CemSol besteht darin, eine Demonstrationsanlage des Reaktors zu entwickeln und aufzubauen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler starten zunächst damit, den solar betriebenen Kalzinator zu konzipieren, auszulegen und die Komponenten hinsichtlich ihrer thermischen und mechanischen Stabilität zu prüfen. Zudem soll im Probebetrieb die Effizienz der Anlage bestimmt werden. Ziel ist es, die gewonnenen Ergebnisse für die Simulationen großer Anlagen im industriellen Maßstab zu nutzen. (mm)

CemSol

För­der­kenn­zei­chen: 03EE5100A-D

Projektlaufzeit
01.10.2021 30.09.2024 Heute ab­ge­schlos­sen

The­men

Solarthermische Kraftwerke

För­der­sum­me: 897.983 Euro

Kontakt

Gkiokchan Moumin
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
Institut für Future Fuels

+49 2203 601-2353

www.dlr.de

Solarthermische Kraftwerke

Solarthermische Kraftwerke verwenden die Wärme der Sonne als primäre Energiequelle - vorzugsweise an Standorten mit hoher Solarstrahlung. Sie konzentrieren Sonnenlicht mit Spiegelsystemen und können Wärme auf Temperaturniveaus bis über 1000 Grad Celsius zur Verfügung stellen. Solarthermische Anlagen nutzen diese Wärme, um Strom zu erzeugen und ergänzen somit Photovoltaik und Windenergie. Allerdings kann die erzeugte Hochtemperaturprozesswärme nicht nur Strom erzeugen. Sie eignet sich auch für den Einsatz in einer Vielzahl anderer Prozesse in Gewerbe- und Industriebetrieben.